Das Schulhaus der Grund- und Regelschule „Lorenz Kellner“ in Heilbad Heiligenstadt ist ein imposantes Gebäude aus roten Klinkersteinen in der Lindenallee gelegen. Fundamente, Portale, die Treppengeländer im Haupteingang und weitere Schmuckelemente sind aus rotem Buntsandstein gefertigt. Noch heute ist der Neo-Renaissance-Stil des am 9. April 1891 eingeweihten Gebäudes unverkennbar. Errichtet wurde das Haus als Lehrerseminar, da die „alte Kemenate“, ebenfalls in der Lindenallee gelegen, für die Ausbildung der Seminaristen nicht mehr ausreichend war. Folgender geschichtlicher Abriss zeigt die wechselvolle Geschichte unseres Schulgebäudes:
- Nutzung als Lehrerseminar bis zum Ende des 1. Weltkrieges
- ab 1922 staatliche Aufbauschule für Jungen, führte nach 6-jähriger Ausbildung zum Abitur
- Aufbauschule erhielt am 28.08.1925 den Namen „Lorenz Kellner“
- 1938 Truppführerschule des Reichsarbeitsdienstes
- gegen Ende des 2. Weltkrieges als Lazarett eingerichtet
- nach 1945 Kommandantur der sowjetischen Armee und Nutzung als Kreis- und Stadtverwaltung
- ab 1950 „Knabengrundschule“
- ab 1954 „Grundschule 1“, welche nun auch von Mädchen besucht wurde
- ab 1956 „Mittelschule“, weil die „Mittlere Reife“ abgelegt werden konnte
- mit der Einführung des polytechnischen Unterrichtes am 01. September 1958: „POS I“
- von 1963 bis 1976 „POS I“ und „POS IV“: zwei Schulen unter einem Dach
- 1976 Verleihung des Namens „Otto Grotewohl“
- September 1990 bis Juni 1991 „Lindenalleeschule“
- anlässlich des 100-jährigen Bestehens erfolgte am 05.06.1991 die Namensverleihung „Lorenz-Kellner-Schule“ für die Regelschule und am 29.01.1995 für die Grundschule
- Sanierungsarbeiten von 1991-2013 mit einer Gesamtsumme von 5,5 Mio. €
Lorenz Kellner, ein bedeutender christlicher Pädagoge des 19. Jahrhunderts, lehrte 12 Jahre am alten Heiligenstädter Lehrerseminar in der Lindenallee. Unser Schulgebäude hat er nie betreten und doch ist der Geist des Lehrerseminars lebendig und viele pädagogische Leitideen Kellners noch heute für uns von Bedeutung. Da gibt es den Menschen und Pädagogen Lorenz Kellner, der als edle und außergewöhnliche Persönlichkeit mit einem Charakter voller Einheit und Harmonie beschrieben wurde, über den seine Schüler sagten:
Ihn zeichneten Pflichtgefühl und Eifer, eine tiefe Liebe zum Beruf des Lehrers, die sich in Begeisterungsfähigkeit, aber auch Strenge zeigte, aus. Er war ein Meister im Lehren, vielseitig interessiert und mit einem überzeugenden Verstand gesegnet. Ein anschaulicher Unterricht war Lorenz Kellner genauso wichtig wie eine angenehme Lernatmosphäre an der Schule. Erfolg stelle sich nur durch dauerhaftes Wiederholen und genügend Innehalten mit Muße zum Verdauen des Gelernten ein. Herz und Gemüt machen nach Kellner den Menschen aus und die Werteerziehung sah er gleichwertig mit der Wissensvermittlung. Lernen mit Kopf, Hand und Herz, so sein Motto, das heute nichts an Aktualität verloren hat. Seit der Namensgebung vor 20 Jahren halten wir die Erinnerung an die Person Lorenz Kellner wach. Dies ist überall im Schulhaus zu sehen und zu spüren. Bilderrahmen, Zeitleisten, Leinwände, Fotografien und nicht zuletzt das zum 200. Geburtstag Lorenz Kellners eingeweihte und durch Werner Löwe gestaltete Kunstwerk im unteren Flur sind Belege hierfür. Auf dem Weg, Grundschule zeitgemäß zu gestalten, galt und gilt es immer wieder, neue Methoden mit bewährten Erfahrungen in der pädagogischen Arbeit zu verbinden. Möge unsere Schule im Sinne Kellners auch in Zukunft für die Bildung und Entwicklung der Kinder ein großartiger Nährboden sein – ein Raum für gemeinschaftsorientiertes Leben und Lernen – so wie es unser Leitbild beschreibt.